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Wie richtige Männer Kinder gebären

ein Kammerspiel

3 min readJun 23, 2016

Ort: Ratskeller der Allemannia/Heidelberg

A sitzt bedröppelt am Tisch mit einem Glas Bier. B setzt sich gerade zu ihm. Daneben zwei Tische mit C, D, E, F, G, H, I und J .

A: Eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben: Will ich Kinder haben?

B: Meine Meinung: So lange man keine Kinder hat, ist man auch kein richtiger Mann.

A: Ja … Mag sein. Hast Du Kinder?

B: Nein. Ist halt schwierig, aber die Regel gilt natürlich auch für mich.

A: War nicht blöd gemeint … Ja, ist schwierig.

B: Hab es auch nicht so interpretiert. Prost!

Sie stoßen an.

A: Aber du willst Kinder haben?

B: Ja, schon. Die Voraussetzungen müssten nur stimmen. Und die Penisuhr tickt. Du?

C lehnt sich vom Nebentisch herüber:

C: Die Voraussetzungen stimmen in der Sekunde, in der du deinem Kind in die Augen schaust.

B: Nun, ich will nicht unbedingt, dass mein Kind in eine Migrantenklasse kommt, daher muss vorher ein Fundament da sein.

C: Ja, ich weiß schon, im Detail ist da viel zu bedenken. Trotzdem, es wird passen. Und sonst kannst du zu uns auf Land ziehen.

B: Ja, so was hab ich eh vor, nach dem Studium. Kind, Haustier, Land, Frau- in der Reihenfolge.

A: Ich hab es immer für selbstverständlich gehalten, mehr oder weniger. In der letzten Zeit zweifle ich ein bisschen daran.

D lehnt sich vom Nebentisch herüber:

D: Gibt Wichtigeres!

A: Was? Für welche konkrete Zukunft setzt man sich ein, wenn man keine Kinder hat?

D: Jede Säule vom Herkulestempel ist konkret genug.

B: Du betrachtest es nur ausgehend vom Standpunkt des Aktivisten, oder?

D: Ja.

A: Ich merke halt bei mir, dass ich oft denke, was interessiert mich die Zukunft (z.B. Europas) überhaupt, so ohne Kinder.

D setzt sich an den Tisch von A und B und klopft A zustimmend auf die Schulter:

D: Ja, kann ich verstehen. Ich merke aber konkret eher oft das Gegenteil. Sobald Familie da ist, wird Politik egal.

B: Ich hab gemerkt, dass viele einfach irgendwann ausgebrannt sind, andererseits versteh ich es auch, da Kinder Prioritäten ändern.

D: ja viele glauben auch, Kinder bekommen sei ein politischer Akt oder so.

E lehnt sich vom Nebentisch herüber:

E: Nein, sondern wer ein Kind hat, sieht die Welt anders. Er trägt Verantwortung und Pflicht.

B wendet sich zurück zu A, klopft ihm auf die Schulter und flüstert ihm ins Ohr:

B: A, Du bist ein extrem kluger Typ. Wäre schade, wenn keine weiteren As nachkämen.

A: Danke. Du machst mich grade ein bisschen verlegen.

B: #nohomo

A: So ein Harem wäre halt cool.

B: Ist das auf Dauer nicht auch mühsam? Landleben, leicht gestörte Frau, 2 Kinder … und ich bin zumindest in der Theorie zufrieden.

A: Ich denke, wir sind verkappte Romantiker, ja, usw. Ich suche auch “die Richtige”.

B: Mir gefiel, was du über Kindheit gesagt hast. “Kindheit als das Eigenste” usw. Das sollte man weitergeben. Mit “der Richtigen”.

F setzt sich an den Tisch zu A B und D.

F: Familie/Sippe: Ist nicht genau das das Wichtigste im Leben, neben dem Glauben evtl.?

E lehnt sich vom Nebentisch herüber:

E: Es ist unsere biologische Bestimmung, dagegen ist alles andere nichtig.

D: Ich sehe ein Kernproblem der Rechten im Missverständnis von Familie als politischem Akt.

F: Dito. Kinderzeugen, nur weil Zuwanderer das auch tun — ne! Aber aus Liebe, mit der “Richtigen”.

G lehnt sich vom Nachbartisch herüber:

G: Losgelöst von alledem ist Zeugung doch auch ein Wille zum Erhalt und Weiterentwicklung.

E: Ich sehe das genau gegenteilig. Sehe viele Rechte und wenige Kinder.

G: Das gibt es als kleineres Problem. Ansonsten zu viel Familienlosigkeit.

Der gesamte Nachbartisch nimmt nun Teil am Gespräch:

H: Ist es nicht so, dass man rein durch Masse an Menschen Realitäten schafft?

I: Wird Kampf gg. Islamisierung nicht im Wochenbett gewonnen, ist er verloren.

J: Ja, aber die Vorstellung eines Wettgebärens ist furchtbar.

I: Selbstverständlich. Die Vorstellung anderer Arten der Kriegsführung aber nicht minder. So schön der Begriff Remigration ist: Gibt es jmd., der tatsächlich daran glaubt?

A ist eingeschlafen und schnarcht laut auf.

Ende.

Kammerspiel basiert auf diesem Twitterthread.

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